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Foto: Aylin Reckermann

Der perfekte Drink

created by Marco Kramer | |   Homepage

Kölner Bars bieten höchste Präzision in unaufgeregter Atmosphäre

(by Marco Kramer)

Toddy Tapper, Agnesviertel

Würzige Drinks in warmer Atmosphäre

Ein persönlicher Empfang, freundliches Licht und dunkles Holz. Wer keinen Platz an der Theke bekommt, macht es sich an den paar Tischen gemütlich und studiert die Karte mit den Cocktails (um 10,50€). Die Spirituosen sind nach Kontinenten rubriziert. Für viele Drinks werden nicht alltägliche Zutaten wie Kreuzkümmel, Kurkuma, Kardamom oder Tamarinde verwendet. Der perfekte Drink zum Einstieg, und typisch für den guten Stil des Hauses, ist »Ceylon Mule« mit Yuzu, Palmblütenzucker, Limette und Arrak, aufgegossen mit Ingwer-Limonade. Der Cocktail kommt mit molekularen Sphären, kleine Perlen zerplatzen am Gaumen und geben den darin enthaltenen Saft frei. Eine perfekte Mixtur aus erfrischender Säure, Bitterkeit und zarter Süße. Die Bar verzichtet auf Strohhalme - und als Untersetzer bekommt man nicht etwa Servietten, sondern kleine, quadratische Lederstücke.

Agnesviertel, Schillingstr. 27, toddytapper.de

Bar Zwei, Ehrenfeld

Handwerk im Szene-Viertel

Der Ableger der Barracuda Bar im Belgischen Viertel ist etwas ruhiger, mit gradliniger Optik und grau-blauen Mosaik-Kacheln. Akzente setzen die Lampen im Stil der 70er Jahre, zeitgemäß mit LEDs ausgestattet, und ein großes Blumenarrangement. Auf den bequemen Hockern mit Rückenlehne an der Theke wird bei Lektüre der Karte die Spezialität schnell deutlich: Neben Bar-Klassikern (ab 8,50€) wie Dark-and-Stormy, Negroni, einigen Sour-Cocktails sowie einer Saisonauswahl, stehen Gin-Longdrinks im Verbund mit Tonic-Varianten im Vordergrund. Was die Bar-Crew mehr drauf hat, beweist sie mit dem Old Fashioned (10€) und den komplexen Aromen des Rosmarin-Gin-Fizz (11€). Muss der Durst mal schnell gestillt werden, gibt es Peters Kölsch, ein Herrengedeck (mit Kümmel oder Korn) sowie Helios Wieß aus der Flasche (3,80 €/0,33l), das vom dem unabhängigen Brauhaus »Braustelle« gleich nebenan kommt.

Ehrenfeld, Venloer Str. 437, facebook.com/barzwei

Seiberts, Friesenviertel

Große Cocktailkultur in distinguiertem Ambiente

Neben der Klingel erblickt man sogleich die eindrucksvollen Auszeichnungen von Volker Seibert und dazu den Hinweis, dass Gruppen mit mehr als sechs Personen keinen Einlass finden. Antikes Interieur, Blumenarrangements und Bar-Utensilien bieten Clubatmosphäre. Dass man in keiner ordinären Bar ist, signalisieren auch die Glasballons mit den zur Mazeration eingelegten Früchten. Diese werden mit weiteren Zutaten in der »Liquid Kitchen« zu ausgefallenen Kreationen verarbeitet. So auch beim Yuzu-Gin-Tonic (19€): Die japanische Zitrusfrucht wird mit Gin in einem 60 Grad Celsius warmem Sous-vide-Bad eingelegt, alles zweimal filtriert und anschließend mit Tonic aufgefüllt – ein ungemein ätherisches Geschmackserlebnis. Verspielter ist der süß-sauer balancierte Ananas-Mango-Mai-Tai (16€), der mit essbaren Blüten und Zitronengras dekoriert wird. Bei den Bartendern sitzt jeder Handgriff, dezenter wird man in kaum einer anderen Bar umsorgt.

Friesenviertel, Friesenwall 33, seiberts-bar.com

Spirits, Belgisches Viertel

Soul zum Drink of the Night

Angenehme Bar-Atmosphäre mit Seidentapete und offenem Mauerwerk. Die Bartender sind unablässig an den Shakern zugange, und die scheinbare Leichtigkeit der Performance ist unterhaltsam anzusehen. Dazu gibt es Soul vom DJ, der ein lebhaftes Gefühl, mittendrin zu sein, vermittelt. Das aufmerksame und diskrete Personal gibt gern Empfehlungen, nachdem es sich nach Vorlieben und Gewohnheiten des Gasts erkundigt hat. Diejenigen, die auf der Suche nach etwas Neuem sind, ist mit dem Drink of the Night (8€) geholfen: Wodka, Fenchel, Orange und Orgeat (ein Sirup mit Mandel) ergeben einen harmonisch süßen, bitter aromatischen Drink. Alle Cocktails der Karte sind Signature Drinks. Soll heißen, dass komplette Programm steht für den kreativen Stil des Hauses. So wirkt auch der Ronin (10,50€), auf Basis von Gin mit Matcha und Orange Bitter, überzeugend frisch und würzig.

Belgian Quarter, Engelbertstr. 63, spiritsbar.de

Rosebud, Kwartier Latäng

American Cocktail Bar mit Tradition

Gediegene Lässigkeit, dunkelgrüne Marmorverkleidung und Wandlampen mit Fransen. Seit fast dreißig Jahhren gibt es viel Platz für die Gäste an der vielleicht schönsten Theken-Schreinerarbeit in Köln. Besonders bequem machen kann man es sich auf den Hockern mit der Zebra-Optik davor. Kerzenständer sorgen für eine besondere Stimmung und helfen bei der Lektüre der angenehm übersichtlichen Karte. Es finden sich Highballs, Classic Drinks und einige in Vergessenheit geratene Cocktails in der Rubrik »Good Old Days« (jeweils um 12€). Die tückischsten Rezepte sind diejenigen, die mit nur drei Zutaten auskommen - da gibt es keine Möglichkeit, das Ergebnis zu kaschieren. So auch beim Dreiklang des Old Fashioned: Whisky, Zucker, Bitter - und zum Abschluss nur noch die Orangenzeste. Das klingt erst einmal einfach, wird aber selten perfekt und mit solch ausbalancierten Aromen umgesetzt wie hier. Beim belebenden Rosebud Mule mit Wodka, Limettensaft und Ingwer-Bier mildern Gurke und Gurkensirup angenehm die präsente Schärfe des Drinks.

Kwartier Latäng, Heinsbergstr. 20, facebook.com/RosebudCologne

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